Jeden Tag, den ich mit meinen Pferden verbringe, stelle ich mir diese Frage. Sind sie bei mir, weil ich sie auf der Weide eingezäunt halte? Oder sind sie bei mir, weil sie bei mir sein wollen? Ich wünsche mir, dass meine Pferde aus freiem Willen mit mir zusammen sind und vor allem gerne mit mir zusammen arbeiten. Aus welcher Motivation heraus sind sie das?
Extrinsische Motivation:
Die Lern- und Arbeitsantriebe kommen durch äußere Faktoren, etwa materielle Anreize wie ein regelmäßiges Gehalt oder eine Beförderung.
Intrinsische Motivation:
Du arbeitest oder lernst aus eigenem Antrieb für eine Sache, weil du für sie brennst, in ihr aufgehst oder einfach großes Interesse daran hast. Die Sache an sich ist dein persönlicher Antrieb.
In der Pferdewelt, besonders in der Natural Horsemanship-Welt reden wir davon, dass wir Freiwilligkeit, Partnerschaften, Zusammenarbeit und Zusammenhalt wollen. Wir streben eine Beziehung zu unseren Pferden an, die auf Vertrauen und Respekt aufgebaut ist.
Wir dürfen durch Pferde lernen wer wir sind, wie wir miteinander umgehen und was Liebe alles erreichen kann. Wir dürfen verstehen, dass wenn wir gut zu andren sind, wir auch gut zu uns selbst sein dürfen.
Mitarbeit und im hohen Maße Freude an dieser Mitarbeit. Das ist unser Ziel mit den Pferden. Wer wünscht sich nicht ein Pferd, das wiehernd galoppierend auf dich zugelaufen kommt, sobald es dich entdeckt.
Aber wie erreichen wir das? Wie lang und mitunter steinig wird dieser Weg sein? Wie geduldig und reflektiert über unser eigenes Verhalten können wir sein?
Ich sehe viele großartige Trainer und auch solche, die es sein wollen. Ich bewundere, was sie mit ihren Pferden alles erreichen können. Zirzensische Lektionen, feinste Signale in der Freiarbeit, großartige Leistungen im Sport und manchmal auch ganz Hohe Schule.
Dann sehe ich mir meine Pferde und unsere kleine Welt an und denke „Kunststückchen, dass kann keiner meiner Jungs. Sportliche Höchstleistungen sind auch eher wenig gegeben. Meine reiterlichen Fähigkeiten weit entfernt von Überragend“. Ich bin kritisch und hinterfrage meist alles was ich sehe. Nicht jedes Pferd muss alles können. Sie haben ihre unterschiedlichen Talente. Manchmal ist es ihr größtes Talent so großherzig zu sein.
Dann halte ich einen Moment inne und sehe mir alles genauer an. Fast immer (ich möchte hier nicht alle in eine Schublade stecken) sehe ich einen kleinen Beutel am Menschen. Da sind wir also wieder bei intrinsischer und extrinsischer Motivation. Ist es wahre Freiwilligkeit und wahre Liebe meines Pferdes, wenn es doch nur auf das Leckerli wartet? Will es das Kompliment wirklich machen oder will es nur um jeden Preis das Zuckerstück?
Würden diese Trainer genauso erfolgreich sein, wenn sie auf Leckerlis verzichten? Gibt es nicht so viele andere Wege meinem Pferd Anerkennung und Lob auszusprechen?
Ich verzichte gänzlich auf Belohnung durch Leckerlis. Das passt für mich nicht in meine Philosophie. Ich belohne viel und oft. Belohnung ist wichtig! Aber ich belohne durch streicheln und kraulen, durch meine Stimme und durch Pausen und Ruhe. Ich verbringe Zeit mit meinen Pferden, in denen ich nichts von ihnen will. Ich bin einfach nur bei ihnen. Das ist meine Belohnung. Ob es dadurch alles länger dauert? Sicherlich. Aber ich besteche sie nicht.